Ein Gedicht ohne Licht
Kennt ihr das, wenn ihr das Gefühl habt im außen ist alles bunt und wild, doch im Innen seid ihr in eurer unzufriedenen, ungemütlichen Blase. Ich habe über die Jahre gelernt sehr gut in dieser Blase zu leben, mich an das taubmachende Gefühl von Unzufriedenheit, Ängste und Schwere zu gewöhnen.
Tag ein Tag aus, ich kenne die Grautöne schon recht gut, auch die schwarzen Klippen sehe ich manchmal von der Ferne, manchmal falle ich fast runter – manchmal falle ich auch einfach runter. Hin und wieder kommt so was ganz unerwartet Buntes aus dem Nichts auf mich zu. Es ist schön und ich fühle mich da an was erinnert. Es ist mir seltsam vertraut, ich möchte die Farben festhalten und gleichzeitig habe ich Angst, dass sie wieder gehen. Und das tun sie dann auch wieder. Diese bunten Dinge wollen vielleicht sogar diese graue Blase beleuchten, doch das ist ungewohnt, neu und ich weiß nicht was ich tun soll. Dann bricht so eine Gewitterwolke über meine kleine Blase ein und wäscht es weg.
So geht das Tag ein Tag aus. Bunte Blumen wollen sprießen, ich lasse sie sprießen und dann vergesse ich sie zu gießen und sie werden welk. Tag ein Tag aus, so läuft das hier in meiner Blase. Werde ich jemals den blauen Himmel sehen? Wo sind die Sterne?
Es gibt das Sprichwort, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Was ist, wenn man vor lauter Wolken nicht mehr den Himmel sieht? Ja so fühle ich mich Tag ein Tag aus, wie finde ich hier raus? Dieser Ort ist mir gewohnt, doch frage ich mich, was dahinter liegt, ob es nicht mehr für mich gibt? Ob ich wohl mal den Weg hier rein gefunden habe, dann zu lange hier drin war und jetzt vergessen habe wo der Weg raus geht?
Ich sehe auch keine Wegschilder, ich finde keine Hilfe, außer ein kleines Mädchen. Es kommt auf mich zu und strahlt mich an und fragt: „Können wir jetzt wieder nach Hause gehen?“. Was meint sie damit? Ist das hier nicht unser Zuhause? Gibt es etwa mehr? „Ja!“ sagt sie, „wir kommen von wo ganz anders her und ich würde wirklich gerne wieder zurück ins Licht. Unser Zuhause ist bunt, dort sind ganz viele Pflanzen, Tiere, Wasser, Wind. Die Luft ist klar und frisch und man kann Sterne beobachten. Ich vermisse das.“
Können wir jetzt bitte wieder dahin gehen. Was meint sie? Was weiß sie, woran ich mich nicht mehr erinnern kann? Es scheint als wäre ihr dieser graue Ort hier unheimlich. Ich bin perplex. Was ist dieses Zuhause von dem sie da spricht? Was ist diese Welt, die mir wie ein weit entfernter Traum erscheint? Ich habe so viele Fragen, doch mein Körper ist schneller als mein Kopf und greift ihre Hand. Ich höre mich sagen: „Ja! Lass uns nach Hause gehen.“
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